In Skandinavien sollen die E-Commerce-Umsätze bis zum Jahr 2027 von aktuell rund 37 Milliarden auf 52 Milliarden Euro steigen. Wer jetzt an Expansion denkt: Jeroen Leenders, Co-Founder von Salesupply, verrät die wichtigsten Insights für einen Markteintritt in Dänemark, Finnland, Norwegen oder Schweden. 

Angesichts eines nahezu stagnierenden Wachstums im heimischen E-Commerce-Markt stehen deutsche Online-Händler vor einer entscheidenden Weichenstellung: Entweder sie akzeptieren auch Nullrunden beim Wachstum — oder sie versuchen, ihr Auslandsgeschäft zu skalieren. Bei der Suche nach geeigneten Ländern wird Skandinavien oft übersehen. Zu Unrecht. Zwar kamen die nordischen Länder Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden 2023 mit rund 37 Milliarden Euro zusammen “nur” auf rund die Hälfte der E-Commerce-Umsätze, die in Deutschland erwirtschaftet wurden (79,7 Mrd. Euro). Jedoch macht die Kombination aus überdurchschnittlich hoher Internet-Nutzung und Technologiekompetenz, hoher Kaufkraft und deutlich weniger Wettbewerb als in anderen europäischen Online-Märkten Skandinavien für ausländische Online-Händler attraktiv. Bis zum Jahr 2027 sollen die E-Commerce-Umsätze in den Nordics insgesamt auf 52 Milliarden Euro steigen. 

Verbraucher aus Skandinavien schätzen Qualitätsware aus Deutschland

Vor allem Online-Händler, die in beliebten Online-Kategorien wie Mode, Haushaltsgeräte und Kosmetik hochwertige und nachhaltige Produkte sowie  Dienstleistungen anbieten, können mit starker Nachfrage rechnen. Denn die nordischen Konsumenten suchen bewusst nach qualitativ hochwertigen und nachhaltigen Produkten und sind bereit, dafür einen höheren Preis zu bezahlen. Zudem ist den skandinavischen Kunden der deutsche Markt nicht fremd. Laut Marktstudien zählt Deutschland neben China und Großbritannien zu den Top-3-Ländern für grenzüberschreitenden Handel. 

Wer jedoch alle skandinavischen Länder aufgrund ihrer gemeinsamen Wurzeln über einen Kamm scheren will, wird scheitern. Denn die Unterschiede im Kaufverhalten und in den Erwartungen an das Einkaufserlebnis sind zum Teil erheblich. Norwegen als Nicht-EU-Mitglied stellt natürlich einen besonderen Ausnahmefall dar. Aber auch in den anderen EU-Ländern gibt es zahlreiche Besonderheiten. 

Jeder dritte Schwede hat noch nie eine Online-Bestellung retourniert

Während beispielsweise die Dänen sehr digital affin sind und fast jeder Zweite schon einmal über Social-Media-Kanäle eingekauft hat[1], müssen in Finnland vor allem ältere Zielgruppen im Online-Handel noch stärker an die Hand genommen werden[2]. Darüber hinaus sind sie sehr misstrauisch, wenn es um die Weitergabe ihrer Daten geht und achten verstärkt darauf, dass Produkte europäischen Normen entsprechen[3]. Die Schweden hingegen sind sehr auf Nachhaltigkeit fokussiert und erfreuen E-Commerce-Anbieter darüber hinaus mit einer vergleichsweise geringen Retourenquote: Mehr als jeder dritte Schwede hat Marktstudien zufolge noch nie eine Online-Bestellung zurückgeschickt[4]. Und die Norweger sind, ähnlich wie die Dänen, sehr aufgeschlossen, wenn es darum geht, mit neuen Technologien das Nutzererlebnis immer weiter zu verbessern. 

Auch bei der Logistik gibt es Unterschiede. So lassen sich Schweden und Dänen ihre Pakete am liebsten nach Hause liefern. Die Finnen holen ihre Bestellung bevorzugt am Automaten ab. Und die Norweger favorisieren Service-Points in Supermärkten oder an Tankstellen[5]

Quellen: Eurostat, Cross Border Magazine, Retail X, Direct Link, EcommerceDBStatista 

Eine Gemeinsamkeit in allen vier Ländern ist hingegen die hohe Affinität zu Mobile Commerce: Wer an nordische Verbraucherinnen und Verbraucher verkaufen will, sollte daher sicherstellen, dass Webshop und App benutzerfreundlich und für mobile Geräte optimiert sind. Beim Kundenservice sind die Konsumenten im hohen Norden dagegen geduldiger als Kunden in Deutschland. Während Call Center in Deutschland normalerweise 80 Prozent der Anrufe innerhalb von 30 Sekunden annehmen sollten, genügen in Skandinavien 120 Sekunden. Für E-Mail-Anfragen ist eine Antwort innerhalb von 24 Stunden ausreichend. 

Um mit lokalen Anbietern konkurrieren zu können, müssen deutsche Online-Händler, die nach Skandinavien expandieren wollen, flexible, effiziente und auf die lokalen Märkte zugeschnittene Lösungen anbieten können. Darüber hinaus müssen sie ihre Geschäftsmodelle an die auf Nachhaltigkeit fokussierte Lebensweise in den nordischen Ländern anpassen. Das gibt von der Produktbeschaffung bis zur Verpackung und Lieferung. Durch die Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern wie Salesupply können ausländische Online-Händler skandinavischen Kunden dieselben Services bieten, die sie von ihren lokalen Händlern gewohnt sind – und das zum gleichen Preis.

[1] Retail X: The Nordics ECommerce Region Report 2023 

[2] Direct Link: A closer look at e-commerce in the Nordic countries, Stand: 2023 

[3] Cross-Border-Magazine 

[4] Retail X: The Nordics ECommerce Region Report 2023 

[5] Direct Link: A closer look at e-commerce in the Nordic countries, Stand: 2023